Das Projekt »Flucht nach Thüringen – gestern und heute« widmet sich Menschen, die in den letzten 10 Jahren etwa aus Syrien, Afghanistan, dem Iran nach Thüringen gekommen sind, gleichermaßen wie solchen, die in den 1990ern aus den Balkan-Ländern oder direkt nach dem Fall der Mauer aus der ehemaligen Sowjetunion in den Freistaat kamen. Genauso bezieht das Projekt Menschen ein, die z. B. nach dem zweiten Weltkrieg aus den ehemals deutschen Gebieten in unsere Gegend kamen und blieben.
Die junge Berliner Künstlerin Lydia Ziemke recherchiert in verschiedenen Winkeln von Thüringen, spricht mit Vertriebenen und Geflohenen und Zugewanderten, taucht in Archive ein, um die Geschichten und Erfahrungen von neuankommenden Thüringer*innen damals und heute zu erzählen.
Dabei kommen einige von ihnen selbst zu Wort. In mehreren Workshops haben sie Kernemotionen, die durch den Wechsel des Lebensortes entstanden sind, herausgearbeitet und konzentriert. Diese Empfindungen werden durch die Hörstation im Rahmen des Kunstfest mit Hilfe berühmter Kunstwerke in einem gelesenen Text oder einem Hörerlebnis kommuniziert: Dazu gehören Texte von Schiller oder des legendären persischen Poeten Hafiz, Skulpturen wie die "Versunkenen Riesen" in Weimar, aber auch Gemälde wie die "Mona Lisa" - ergänzt wird dieser ganz eigenwillige Kanon aber auch durch die Architektur genauso wie Heavy Metal Musik.
Die gemeinsame Kunstwürdigung von Geflohenen, Zugewanderten und den Besucher*innen der Installation soll Menschen mit Erfahrung der Aus- bzw. Einwanderung mit denen, die keine Fluchterfahrung haben, verbinden.
2019 gibt eine Hörstation Einblick in die Recherche, die 2020 in einer komplexen Audio-Installation aufgehen wird.
Fleeing to Thuringia – Past and Present
The project “200 Years of Fleeing to Thuringia” examines the experiences of displaced persons and refugees from many different backgrounds. Not only does it present the fates of those who have come to Thuringia from Syria, Afghanistan or Sudan in the past decade, but also those who fled the war in the Balkans in the 1990s, and the many who arrived shortly after the fall of the Berlin Wall from the former Soviet Union. It also includes stories of Germans displaced after World War II, as well as refugees who came and legally stayed in our region under earlier versions of the German Asylum Act.
In researching for the project, the young Berlin artist Lydia Ziemke travelled to every corner of Thuringia, spoke with people from widely varying refugee backgrounds, and scoured the archives to learn about the experiences of newly arrived Thuringians of the past and present, to tell their stories and put them in context. In the process of this multigenerational collaboration, Ziemke finds catalysts in the form of literature, music, art and film to help listeners understand the phases of displacement and migration. An impression of her research will be presented in a listening station in 2019 which will be further developed as an extensive audio installation in 2020.
Recherche + Konzept + Regie: Lydia Ziemke (Suite42)
Ausstattung: Afra Nobahar
Musik: Öz Kaveller
Produktionsleitung: Chris Lehnemann
Förderung: Thüringer Staatskanzlei