Die Umbrüche der letzten Jahre haben Künstler*innen vielerlei Herkunft nach Europa und nach Deutschland gebracht. Diese im schrecklichen Kontext so positive Entwicklung ermöglicht ungeahnte neue Zusammenarbeit im Theater, Film, Literatur, Tanz – und einfach im Austausch von Perspektiven auf die jetzt gemeinsame europäische Gegenwart.
Ein europäisches Programm bringt fünf junge Künstler*innen für sechs Tage nach Weimar zum Kunstfest. Im Rahmen dieses Professionalisierungsprogramms besuchen sie insgesamt zwei internationale Festivals, um Teil eines europäischen Netzwerkes zu werden. Die Künstler*innen kommen aus Syrien und Tunesien und leben nun in Berlin, Mailand, Montpellier und Essen. Unsere fünf Gäste sind Theaterautor*innen und -regisseur*innen, Maler*innen, Dramaturg*innen, Tänzer*innen und Choreograf* innen.
Das Gathering bietet im Kunstfest Weimar einen Raum der Begegnung und des Austauschs – in Workshops, Interventionen und Gesprächen. Die Teilnehmer*innen begegnen sich nicht nur untereinander, sondern kommen auch in Kontakt mit den Kreativen der Stadt, den Künstler*innen des Festivals und auch mit interessierten Bürger*innen beim gemeinsamen Mittagsimbiss im Künstlergarten.
Wer hat das Recht zu sprechen? Wer kann sich öffentlich äußern? Diese Frage kommt auf, wenn es um die Position im Machtgefüge geht, die man Personen zubilligt, welche als unmündig eingestuft werden. Die westliche Kultur verfügt über ein präzises System der Machtverteilung, indem sie das Andere von sich ausgehend definiert. Festzulegen, wer spricht und welchen Raum die Sprechenden beanspruchen ist daher zentral für eine performative Praxis, die zeitgemäß und politisch sein will. "The political body" ist ein offener Workshop, in dem mit Mitteln wie Performance (Erzählen, Singen, Tanzen, ...), Reenactment, Dokumentation, Praktiken der Präsenz, Fiktionalisierung versucht wird, das Politische jeden Körpers und seine Macht hervorzukehren. Dies geschieht durch die Gegenwärtigkeit schlechthin, nämlich die Bühnenfiktion, die helfen soll, die Erzählstränge der Gegenwart zu schaffen und zu verstärken. Sie kann aber auch ein Ort sein, wo die Narrative der Mehrheit untergraben werden, indem man einen anderen Körper einschleust, der dann ebenso zerbrechlich wie machtvoll sichtbar wird.
Konzept + Umsetzung: Lydia Ziemke (Suite42) mit Unterstützung der Geheimen Dramaturgischen Gesellschaft
Förderung: »Performance beyond two shores« im Rahmen
von »Creative Europe« der EU-Kommission, Thüringer Staatskanzlei/Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit
Mit freundlicher Unterstützung durch Stellwerk Weimar e.V. und Weimarer Wohnstätten GmbH
Für Teilnehmer*innen ab 18 Jahren