VOLKHARD KNIGGE & GÄSTE

GEBROCHENE ZEIT

Diskurs

Lichthaus Kino
Lichtsaal des Hotel Elephant Weimar
VOLKHARD KNIGGE & GÄSTE

KÜNSTLERISCHE ANTWORTEN AUF GEGENMENSCHLICHKEIT, KRIEG UND GEWALT

Drei Gespräche

Dass die Zeit wie ein ruhiger Strom dahinfließt und den Menschen in eine glückliche Zukunft trägt, ist kaum mehr als eine Illusion. Kulturelle und zivilisatorische Gewissheiten, zahllose Lebenswege und Zukunftshoffnungen zerbrechen immer wieder an menschengemachter, auch staatlich gerechtfertigter Gewalt. „Das Schreckliche ist der Hass nach dem Hass, der Krieg nach dem Krieg, die Verachtung nach der Verachtung“, resümiert der polnische Auschwitz- und Buchenwaldüberlebende, Theatermacher und Installationskünstler Józef Szajna. Und Imre Kertész, ungarischer Literarturnobelpreisträger und ebenfalls Überlebender von Auschwitz und Buchenwald: „Denn wäre die Geschichte des 20. Jahrhunderts lediglich ein einmaliger Ausrutscher, wie fromme oder falsche Propheten es weismachen wollen, dann hätte die große Katharsis längst einsetzen müssen (...).“ Gleichwohl setzen sich Menschen überall gegen den Hass nach dem Hass ein. Imre Kertész hat nicht aufgehört zu schreiben. Józef Szajna hat zeitlebens mit seiner Kunst gegen Unmenschlichkeit gerungen. Und Boris Lurie, der von sich gesagt hat, dass er seine künstlerische Erziehung im KZ Buchenwald erhalten habe, hat lebenslang gegen den voyeuristischen Blick auf die Gewalt und die Leiden der Opfer, gegen Rassismus und Sexismus der Konsumgesellschaft angekämpft. Welche Folgen Brucherfahrungen für bildende Kunst und Literatur heute haben, wie bildende Kunst und Literatur heute der Gewalt entgegentreten und den Ambivalenzen politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen aufrüttelnd Ausdruck geben können, welche gesellschaftlichen und politischen Aufgaben sich stellen, soll in drei Gesprächen sondiert werden. Haben zwei den nationalsozialistischen Zivilisationsbruch zum Hintergrund, ist das dritte den Brucherfahrungen und Transformationen in Deutschlands Osten nach 1989 gewidmet.


I. GESPRÄCH MIT INGO SCHULZE UND BODO RAMELOW / IN ANWESENHEIT VON GÜNTHER UECKER
Jenseits der Pathosformeln: Kunst gegen autoritäre Herrschaft, Angst und Gewalt Ein Gespräch aus Anlass der Revitalisierung von Günther Ueckers »Ein Steinmal für Buchenwald« auf dem Theaterplatz Weimar


II. GESPRÄCH MIT HENDRIK BOLZ UND CARSTEN SCHNEIDER

Selbstgefällige Wessis, Rassismus und blühende Landschaften? – 1989 und die Folgen revisited


III. GESPRÄCH MIT RUDOLF HERZ, VERENA KRIEGER, MATTHIAS REICHELT, JENS-CHRISTIAN WAGNER
Boris Luries No!Art – Produkt »der Kriegsarmeen, der Konzentrationslager und des Lumpenproletariats«

Als Einführung zu dem Gespräch zeigen Kunstfest Weimar und Lichthaus-Kino im Rahmen der Veranstaltung folgenden Film:

»SHOAH und PIN-UPS«
Dieser Dokumentarfilm erzählt von einem Tabubruch, den der 80-jährige New Yorker NO!artist Boris Lurie begeht. Er bringt in seiner Kunst zusammen, was nicht zusammen gehören darf: die Vergasten und die Nackten, die Shoah und die Pin-ups. Ein Film über die zeitlos aktuellen Fragen des Erinnerns und des künstlerischen Umgangs besonders mit der Judenvernichtung.

  • I. GESPRÄCH MIT INGO SCHULZE UND BODO RAMELOW / IN ANWESENHEIT VON GÜNTHER UECKER

    23
    08

    19:00

    Lichtsaal des Hotel Elephant Weimar

  • II. GESPRÄCH MIT HENDRIK BOLZ UND CARSTEN SCHNEIDER

    31
    08

    20:00

    Lichtsaal des Hotel Elephant Weimar

  • III. GESPRÄCH MIT RUDOLF HERZ, VERENA KRIEGER, MATTHIAS REICHELT, JENS-CHRISTIAN WAGNER

    09
    09

    15:00

    Lichthaus Kino

    • Credits

      KONZEPTION & GESPRÄCHSLEITUNG Volkhard Knigge

      PRODUKTION Kunstfest Weimar

      KOPRODUKTION Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Hotel Elephant Weimar


      »SHOAH UND PIN-UPS«

      REGIE & DREHBUCH Reinhild Dettmer-Finke, Matthias Reichelt

      FOTOGRAFIE Rainer Hoffmann

      TON & SCHNITT Mike Schlömer

      KOMPOSITION & MUSIK Dieter Ilg

      PRODUKTION defi-filmproduktion in collaboration with WDR/ARTE, 2007