Angesichts schamloser Politiken des Hasses, der Lüge und der Missachtung der Menschenwürde,
angesichts der Unterminierung von Gewaltenteilung und demokratischer Zivilität, angesichts der Ausbreitung autokratischer Herrschaft und der Glorifizierung des Rechts des Stärkeren ist es nicht immer leicht, Zuversicht zu bewahren. Imre Kertész, der Auschwitz und Buchenwald überlebt hat – und der 2002 mit dem Literaturnobelpreis geehrt worden ist, hielt das menschengemachte Böse vor dem Hintergrund seiner Erfahrung eher für den Normalfall in der Geschichte. Umso mehr erschien ihm das dagegen sich anstemmende trotz alledem menschengemachte Gute erstaunlich
und kostbar. Wie man in rückwärtsdrehenden, die bitteren wie die ermutigenden Lektionen des 20. Jahrhunderts beiseite wischenden Zeiten geschichtsbewusst, mutig und mitmenschlich lebt und handelt, ist das Thema der Gesprächsreihe. Sie lässt Menschen zu Wort kommen, die sich in unterschiedlichen Zusammenhängen Demokratiezerstörung und Gegenmenschlichkeit entgegengestellt haben und stellen.
I. GESPRÄCH MIT PROF. DR. OMRI BOEHM UND JENS-CHRISTIAN WAGNER
So 24.8. 18 Uhr - Bauhaus-Universität, Maurice-Halbwachs-Auditorium
»Erfahrungen der Dehumanisierung und die Idee der Menschenwürde«
PROF. DR. OMRI BOEHM
Prof. Dr. Omri Boehm, israelisch-deutscher Philosoph, New School of Social Research New York. Vordenker einer binationalen Lösung des Nahostkonflikts. Autor von »Radikaler Universalismus«, regelmäßiger Kommentator in internationalen Medien.
JENS-CHRISTIAN WAGNER
Historiker und ehemaliger Leiter der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, seit 2020
Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Lehrstuhlinhaber für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
II. GESPRÄCH MIT ANDREJ IVANJI UND CLAUDIA KRAFT
Fr 29.8. 18 Uhr - Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus
»Es geht auch anders: Der unerwartete Massenprotest für die Demokratie in Serbien«
ANDREJ IVANJI
Serbischer Journalist, Außenpolitik-Redakteur und Balkan-Korrespondent, berichtet regelmäßig für deutschsprachige Medien über gesellschaftliche und geopolitische Spannungen in Südosteuropa, Sohn des Holocaust-Überlebenden Ivan Ivanji.
CLAUDIA KRAFT
Historikerin, Professorin an der Universität Wien, Sprecherin der Forschungsplattform »Transformations and Eastern Europe«, Expertin für Staatssozialismus, Geschlechtergeschichte
und transnationale Rechtsgeschichte.
III. GESPRÄCH MIT HANNO LOEWY UND EVA MENASSE
Di 2.9. 18 Uhr - Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus
»Echtem Antisemitismus wie falschen Antisemitismusvorwürfen die Stirn bieten«
HANNO LOEWY
Literatur- und Filmwissenschaftler, Ausstellungsmacher, Publizist, Gründungsdirektor des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main, seit 2004 Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Experte für Erinnerungskultur und jüdische Diaspora, engagierter Kritiker von Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus.
EVA MENASSE
Österreichische Schriftstellerin und Essayistin, ehemalige Journalistin, Mitbegründerin und bis 2024 Sprecherin des PEN Berlin, engagiert in gesellschaftspolitischen Debatten bezüglich u. a. Meinungsfreiheit und Erinnerungskultur.
IV. GESPRÄCH MIT ASAL DARDAN UND BURAK YILMAZ
Do 4.9. 18 Uhr - Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus
»Die Gegenwart der braunen Vergangenheit – neue Allianzen zu ihrer Bekämpfung in der Einwanderungsgesellschaft«
ASAL DARDAN
Iranisch-deutsche Schriftstellerin und Essayistin, reflektiert in ihren Werken über Migration, Erinnerungskultur und Zugehörigkeit, ausgezeichnet mit dem Caroline-Schlegel-Preis, schreibt für Zeit Online, FAZ und Die Presse.
BURAK YILMAZ
Pädagoge, Schriftsteller, Initiator des Projekts »Junge Muslime in Auschwitz«, setzt sich mit Theaterarbeit und Bildungsprojekten gegen Antisemitismus ein, Autor von »Ehrensache. Kämpfen gegen Judenhass«, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Julius-Hirsch-Preis.
Konzeption & Gesprächsleitung: Volkhard Knigge
Produktion: Kunstfest Weimar 2025
Kooperation: Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora