Performative Lesung von Aktivist*innen und jenen, die es noch werden wollen
Entlang der Straße des 17. Juni folgen wir den orangenen Zeichen der Letzten Generation. Sie führen uns an hunderten Traktoren vorbei, die (mit schlafenden Motoren) auf ihren morgigen Auftritt warten. Es ist grau und ein eisiger Wind bläst uns ein Stück Papier vor die Füße, das das Gesicht eines vermissten Israeli zeigt. Von allen Seiten laufen Grüppchen und vereinzelte Per - sonen in unsere Richtung. Rechts: ein junger Mann mit Kopfhörern, auf dessen Smartphone das Bild einer zum Kampf erhobenen Faust zu sehen ist. Frauen, Leben, Freiheit. Links, eine ukrainische Familie, deren Töch - ter geflochtene Blumenkränze um ihre Müt - zen tragen. Hinter uns ein Pärchen, umarmt in einer Kufiya. Vor uns das Brandenburger Tor, gehüllt in Transparente gegen die AfD. Was auf den ersten Blick wie ein Wimmelbild einer blühenden und vereinten Protestlandschaft erscheint, beschreibt auf den zweiten Blick ein Feld von Dissonanzen. Die Vielschichtig - keit der Perspektiven und Themenkomplexe, die medial und auf den Straßen zu großem Konfliktpotenzial führen, werfen Fragen nach der eigenen Zugehörigkeit und Solidarisierung auf. Ausgehend von kollektiven Herausforderun - gen und Ohnmachtszuständen untersuchen die multimediale Künstlerin Paula Holzhauer und die Schauspielerin Tamara Semzov die Wirksamkeit, Notwendigkeit und Vielfalt von Protesten.
Regie, Text & Lesung / Director, Text & Reading Paula Holzhauer & Tamara Semzov
Bühne & Kostüm / Stage & Costume Helena Khalil
Koproduktion / Coproduction Kunstfest Weimar