Memes & ihr Radikalisierungspotential
Das pädagogische Begleitprogramm zur Kunstinstallation »Bereitschaft« von Jakob Ganslmeier und Ana Zibelnik im Museum Zwangsarbeit:
Sensibilisierungsworkshop
Auf den ersten Blick können Memes und Kommentare wie harmlose, humoristische Bilder wirken. Gerade deswegen werden sie von extrem rechten Akteur:innen genutzt, um ihr Weltbild zu verbreiten – von Männlichkeits-, Frauen- und Körperbildern bis hin zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Die Bedeutung dieser Symbolik wird zunächst nur von Gleichgesinnten verstanden, gelangt aber immer mehr in die Mehrheitsgesellschaft.
Im Workshop werden die Teilnehmenden für diese „Dog Whistles“ sensibilisiert. Sie ordnen diese entsprechend ihrer eigenen Wahrnehmung als humor- oder gewaltvoll ein und reflektieren dahinterliegende Ideologien. Wie können Teilnehmende mit diesen Bildern umgehen?
Dauer: 90 - 120 Minuten, für Gruppen von Jugendlichen & Erwachsenen
Kurzvideo-Workshop
In einem kreativen Workshop befassen sich die Teilnehmenden kritisch mit Memes, Geschlechterrollen und NS-Symbolik in der Popkultur auf Social Media:
- Welche Botschaften werden in Bildern und Videos vermittelt?
- Welche Strategien werden genutzt, um diese Botschaften zu verschleiern?
- Und welche Rolle spielen sie im Prozess der Online-Radikalisierung?
In selbst erstellten Kurzvideos setzen sich die Teilnehmenden kreativ mit den analysierten Inhalten auseinander und erarbeiten, wie Versuche der Einflussnahme im Netz erkannt und verhindert werden können.
Angebot in Kooperation mit der Europäischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Weimar
Dauer: 6 Stunden (inkl. Pausen), für Gruppen von Jugendlichen & Erwachsenen
Fortbildung für Lehrkräfte
Was hat ein TikTok-Workout mit NS-Skulpturen zu tun? Warum feiern Jugendliche online einen soldatischen Männerkörper?
Soziale Medien dienen insbesondere Jugendlichen als Sozialisierungs- und Informationsplattform. Dort werden diskriminierende Menschenbilder, toxische Männlichkeitsideale und NS-Ästhetiken in scheinbar harmlosen Memes, Videos und Fitness-Tutorials verbreitet – oft unreflektiert und im Gewand der Unterhaltung. Vom digitalen Raum gelangen diese Einstellungen in die Mehrheit und verschieben dabei stets die Grenzen des Sag- und Machbaren.
In der im Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus stattfindenden Fortbildung setzen sich Lehrkräfte anhand der Kunstinstallation »Bereitschaft« von Jakob Ganslmeier und Ana Zibelnik mit aktuellen Formen der Online-Radikalisierung auseinander. Die Fortbildung sensibilisiert für die Anschlussfähigkeit solcher Inhalte in der Lebenswelt von Jugendlichen, vermittelt Hintergrundwissen zu visueller Codierung und Symbolik und diskutiert Handlungsoptionen für die pädagogische Praxis: Wie können Lehrkräfte reagieren, wenn online die Grenzen des Sag- und Denkbaren verschoben werden – und welche Rolle kann Schule in der Radikalisierungsprävention spielen?
Angebot in Kooperation mit dem Thüringer Institut für Lehrerbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM)
Datum: 28. August 2025, 13.30 – 17.30 Uhr
Künstlerisch forschende Strategien zur De-Radikalisierung auf Social Media
Als in den 00er Jahren die ersten Plattformen entstanden, die später zu Social Media Plattformen wurden, entwickelten wir als Internetnutzer:innen uns von Konsument:innen medialer Inhalte zu Produzent:innen dieser Inhalte. Dort stellen wir etwas dar, inszenieren uns selbst und kämpfen publikumsbewusst um Deutungshoheiten.
Alle Social Media Plattformen sind daher im Kern Bühnen und können als größte Theater unserer Wirklichkeit begriffen werden. Besonders einflussreiche Spieler:innen auf diesen Bühnen sind seit mittlerweile vielen Jahren radikale Antifeminist:innen, queerfeindliche Meinungsmacher:innen und vor allem rechte Netzwerke. Sie haben die Funktionsweisen digitaler Bühnen bereits vor Jahren verstanden und für sich nutzbar gemacht: Mit wirkungsvollen Strategien und zahlreichen Mitteln nutzen sie die Funktionsweisen von Filterblasen und Algorithmen, um gesamtgesellschaftliche Diskurse über Themen wie Diversität und Feminismus zu verschieben, verschiedene Publika gezielt zu radikalisieren und so eine rassistische, queerfeindliche und antifeministische Politik durchzusetzen.
Kunstschaffende als gesellschaftliche Utopienköch:innen, als Enabler:innen von Emanzipation und als Wirklichkeitsgestalter:innen müssen diesem Trend dringend entgegenwirken und sich als antirassistische Gegenpole empowern – ganz besonders im erstarkenden Faschismus. In diesem Zusammenhang werden die Teilnehmer:innen dazu eingeladen, gemeinsam Radikalisierungsprozesse zu analysieren, die Funktionsweisen von verschiedenen Sozialen Netzwerken zu erforschen und dann interventionistische Projektkonzepte zu entwickeln, die sich diesen Tendenzen (auf den Plattformen) entgegenstellen.
Im Rahmen dieses Workshops werden die Teilnehmenden auch die Dauerausstellung des Museums Zwangsarbeit sowie die Videoinstallation »Bereitschaft« von Jakob Ganslmeier & Ana Zibelnik besuchen und an einer Podiumsdiskussion und Abschlussdiskussion im Rahmen der Finissage teilnehmen.
Angebot in Kooperation mit Caspar Weimann/onlinetheater.live und Jun. Prof. Dr. Jasmin Degeling/Bauhaus-Universität Weimar
Zeitraum: 02. - 07. September 2025, für Studierende der Bauhaus-Universität als Lehrveranstaltung (Blockseminar) im Rahmen des Kunstfests Weimar
Das pädagogische Angebot zur Kunstinstallation »Bereitschaft« von Jakob Ganslmeier und Ana Zibelnik im Museum Zwangsarbeit wird gefördert durch das Siemens Arts Program.
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