Das Stück beginnt, wie es endet: Im Garten Eden, mit der schlafenden Eva unter dem Apfelbaum. Doch dazwischen sehen wir in einem eleganten Bilderreigen die beunruhigenden Fragen unserer Zeit vorbeiziehen: Umweltzerstörung, Plastikvermüllung, Turbokapitalismus. Die Globalisierung sowie ein starker Wachstums- und Fortschrittsglaube haben die Welt, in der wir leben, maßgeblich verändert. Viele Entwicklungen scheinen dramatisch und nicht umkehrbar – sie lassen sich nicht mehr zurückspulen. Oder etwa doch?
Die flämische Kompanie ONTROEREND GOED lässt ihre Performance »Are we not drawn onward to new erA« um den Point of no Return kreisen, der der Menschheit kurz bevorsteht – oder hat sie ihn schon überschritten? Ist es fünf vor oder schon fünf nach zwölf? Die Form trägt der Abend bereits in seinem Titel, der als Palindrom sowohl vorwärts wie rückwärts gelesen werden kann: Der erste Teil läuft ab dem Wendepunkt wieder zurück, allerdings mit überraschender Bedeutungsverschiebung.
Die Arbeiten von Regisseur Alexander Devriendt und ONTROEREND GOED sind von einem unbändigen Einfallsreichtum gekennzeichnet. Für jede Produktion erfinden sie eine eigene Form. Ihre Performance »Lies« wurde ein europaweiter Festivalerfolg. »Are we not drawn onward to new erA«, welches vom englischen THE GUARDIAN als »konzeptionell wagemutig« und »formal verblüffend« gelobt wurde, kommt in Weimar zur deutschen Erstaufführung.
Produktionsvorankündigung in der Thüringer Allgemeine, am 31.8.2020
FLÄMISCHES THEATERKOLLEKTIV: IST DIE MENSCHHEIT NOCH ZU RETTEN?
»Ontroerend Goed« mit deutscher Erstaufführung beim Kunstfest Weimar 2020
Das flämische Theaterkollektiv Ontroerend Goed ist im besten Sinne ein Solitär, um nicht zu sagen einer der prominenter Außenseiter in der europäischen Theaterlandschaft. Besonderes Kennzeichen der Arbeiten der 2001 begründeten Gruppe um den Regisseur Alexander Devriendt ist ihre ungemeine formale Wandelbarkeit, die man getrost als das prägende Stilmerkmal der Gruppe bezeichnen kann, die mittlerweile auf allen Kontinenten gastiert. Devriendt firmiert zwar als Kopf der Gruppe, betont aber in eigentlich jedem Interview die besondere Arbeitsweise der Company: „Wir funktionieren als echtes Kollektiv, in dem alle Kernmitglieder gemeinsam über die künstlerischen Entscheidungen gemeinsam reflektieren. Ich funktioniere da als Regisseur lediglich wie eine letzte Instanz, der die Gesamtverantwortung trägt. Dementsprechend ist es uns in der Außendarstellung auch wichtig gerade als Kollektiv wahrgenommen zu werden – auch wenn das in manchen Theaterregionen für Irritation sorgt. In England zum Beispiel stehen Regisseur und Autor eines Stücks immer im Vordergrund, wohingegen wir jegliche Form von Galionsfigur oder Personenkult ablehnen. Unsere Projekte sind im wahrsten Sinne des Wortes Gemeinschaftsprojekte“. In Weimar gastiert die Kompanie zur Eröffnung der Indoor-Saison des Kunstfest am 01. und 02. September im DNT und zeigt die deutsche Erstaufführung von „Are we not drawn onward to new erA“ – einer ungemein clever gebauten Live- und Filmperformance, die ihre Form bereits im Titel trägt: Ein Palindrom! So wie den Titel kann man die ganze Aufführung vor- und rückwärts lesen respektive betrachten. Wie das funktionieren kann, verrät allein der Besuch der Aufführung! So formal brilliant und unterhaltsam die etwa einstündige Aufführung ist, so ernst ist ihr Thema: Der Abend dreht sich um die Frage, ob die Menschheit - in Anbetracht von Klimawandel, Plastikvermüllung und der Zerstörung von Naturräumen – noch zu retten ist. Ist es für uns für vor oder schon fünf nach zwölf?
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Konzept & Regie: Alexander Devriendt
Musik: William Basinski »The Disintegration Loops«
Arrangement: Joris Blanckaert
Dramaturgie: Jan Martens
Szenographie: Philip Aguirre Y Otegui
Mit: Angelo Tijssens, Charlotte De Bruyne, Jonas Vermeulen, Karolien De Bleser, Maria Dafneros, Vincent Dunoyer
Produktion: Ontroerend Goed, Spectra EnsembleKoproduktion: Arts Centre Vooruit Gent, Theatre Royal Plymouth, Adelaide Festival, Richard Jordan Productions Ltd
Förderung: Thüringer Ministerium Für Umwelt, Energie Und Naturschutz, Flämische Gemeinschaft, Provinz Ostflandern, Stadt Gent
Konzept & Regie: Alexander Devriendt
Musik: William Basinski »The Disintegration Loops«
Arrangement: Joris Blanckaert
Dramaturgie: Jan Martens
Szenographie: Philip Aguirre Y Otegui
Mit: Angelo Tijssens, Charlotte De Bruyne, Jonas Vermeulen, Karolien De Bleser, Maria Dafneros, Vincent Dunoyer
Produktion: Ontroerend Goed, Spectra Ensemble
Koproduktion: Arts Centre Vooruit Gent, Theatre Royal Plymouth, Adelaide Festival, Richard Jordan Productions Ltd
Förderung: Thüringer Ministerium Für Umwelt, Energie Und Naturschutz, Flämische Gemeinschaft, Provinz Ostflandern, Stadt Gent