DO, 26. AUG — 20 Uhr
Im Anschluss ab 21.30 UHR
Filmgespräch mit Yüksel Yavuz
»Ben Kimim?« // Vorfilm | Videokunst | 2004 | Dauer — 4 min
»Wer bin ich?«, »Was bin ich?«, »Bin ich deutsch, bin ich türkisch?« — Ein Versuch sich in Wort und Bild zu definieren. In ihrem Video »Ben Kimim?« setzt sich die Videokünstlerin mit ihren zwei Identitäten auseinander.
VON Canan Yilmaz
»Aprilkinder« // Hauptfilm | Spielfilm | 1998 | Dauer — 84 min
Alltagsbilder einer türkischen Familie in Hamburg Ende der 1990er Jahre. Auf ihre Weise versuchen die Eltern, die vor Jahren ihr kurdisches Dorf verließen, auch fern der Heimat in der deutschen Großstadt ihre Traditionen zu pflegen. Die Mutter wird darüber zur dominanten Figur, der Vater hat sich in die Sprachlosigkeit geflüchtet. Ihre herangewachsenen Kinder Cem, Mehmet und Dilan haben ganz andere Sorgen. Drei kurdisch-deutsche Geschwister, die versuchen, ihren Platz zu finden zwischen der neuen und der alten Heimat, der neuen und der alten Kultur. Dabei wird ihr Wunsch, ihren eigenen Weg zu gehen, zur Zerreißprobe. »Aprilkinder« ist der erste Spielfilm des deutsch-türkischen Autorenfilmers Yüksel Yavuz und wurde beim BERLIN & BEYOND FILMFESTIVAL San Francisco und beim MAX OPHÜLS AWARD ausgezeichnet. Er zeigt ein eindringliches Porträt einer Generation zwischen zwei Kulturen.
REGIE Yüksel Yavuz
FR, 27. AUG — 20 UHR
»Elene« // Vorfilm | Kurzfilm | 2016 | Dauer — 11 min | Originalsprache mit engl. Untertiteln
Die 16-jährige Elene ist eine illegale Einwanderin aus Georgien, die auf einer Teeplantage in der Türkei arbeitet. Sie fühlt sich von verschiedenen Begegnungen bedroht und versucht in diesem fremden Land unsichtbar zu sein. Aber es ist nicht so einfach, wie sie denkt.
REGIE Sezen Kayhan
»En Garde« // Hauptfilm | Spielfilm | 2004 | Dauer — 94 min
Der Film ist ein einfühlsames Sozial-porträt zweier ungleicher Mädchen, die nicht viel gemeinsam haben außer dem Ort, an dem sie sich kennenlernen: einem Mädchenerziehungsheim. Die in sich gekehrte Alice nimmt die Umwelt durch ihr hypersensibles Hörvermögen anders wahr als ihre Mitmenschen. Berivan lebt seit der missglückten Flucht ihrer Familie aus Kurdistan alleine in Deutschland. Doch die frisch gewachsene Mädchenfreundschaft droht auseinanderzubrechen, als Berivan sich verliebt. Die Situation eskaliert auf tragische Art und Weise. Eine bewegende Geschichte über Freundschaft und Träume, über Vertrauen und dessen Verlust. Die vielfach ausgezeichnete Autorenfilmerin der Berliner Schule Ayşe Polat wurde 2004 mit ihrem zweiten Spielfilm »En Garde« beim INTERNATIONALEN FILMFESTIVAL LOCARNO mit dem Silbernen Leoparden geehrt und erhielt 2005 den Deutschen Kritikerpreis.
REGIE Ayşe Polat
SA, 28. AUG — 20 UHR
»Lament« // Vorfilm | Musikvideo | 2020 | Dauer — 4 min
»Lament« ist halb Traum doch höchst real, intensiv wie verstörend und zutiefst politisch. Videokünstler Burak Erkil verknüpft auf malerische Weise die Themen Transgender, Sexualität und Gentrifizierung, ist hochgradig persönlich und gesellschaftsrelevant zugleich. Sein Musikvideo zum gleichnamigen Song »Lament« der Post-Punk-Band »She Past Away« ist nicht zuletzt eine tranceartige Hommage an die Videokunst selbst.
REGIE Burak Erkil
»Aus dem Nichts« // Hauptfilm | Spielfilm | 2017 | Dauer — 106 min
»Aus dem Nichts« ist die Geschichte einer gebrochenen Frau, der Hamburgerin Katja, die nach dem brutalen Tod ihres Mannes Nuri und ihres Sohnes Rocco seelisch in Stücke fällt. Versuchsweise setzt sich die fragmentierte Frau neu zusammen und schmiedet einen Plan, um selbst Gerechtigkeit zu schaffen — mit Gewalt. Mit großer Wucht und tiefer Eindringlichkeit legt Hollywood-Darstellerin Diane Kruger eine schauspielerische Glanzleistung ab — eine zerrüttete Kriegerin in eigener Sache. Schmerz, Wut, Ohnmacht.
Fatih Akin verarbeitet in »Aus dem Nichts« in fiktiver Form die fremdenfeindlichen NSU-Morde und die verheerende Fahrlässigkeit von Polizei und Verfassungsschutz bei der Aufarbeitung. So nimmt die Polizei, anstatt den Verdachtsmomenten bei Rechtsextremen nachzugehen, die Angehörigen der Opfer ins Visier. Doch Fatih Akin hat keinen Film über NSU-Morde gedreht, ihm geht es konsequent um das Leid der Hinterbliebenen und um die Unmöglichkeit, mit dem Schmerz zu leben. Mit »Aus dem Nichts« schließt Fatih Akin an sein wuchtiges und spontanitätsgeladenes Frühwerk »Gegen die Wand« an. 2017 gelangt der Film auf die OSCAR-Shortlist und erhält zahlreiche Auszeichnungen, darunter den DEUTSCHEN FILMPREIS und den GOLDEN GLOBE AWARD. Diane Kruger wird bei den INTERNATIONALEN FILMFESTSPIELEN IN CANNES als Beste Darstellerin geehrt.
REGIE Fatih Akin
SO, 29. AUG — 20 UHR
»Frizör« // Vorfilm | Kurzfilm | 2003 | Dauer — 15 min
Der junge Türke Ahmet war 1964 vor dem Portugiesen A. Rodrigues aus dem Zug gestiegen. Auf die Frage des Empfangskomitees, ob er ein Gastarbeiter sei, antwortete Ahmet höflich mit »Ich Frizör« aus dem Fremdsprachenführer. Der Portugiese sagte nichts und lächelte vor sich hin. So wurde A. Rodrigues zum millionsten Gastarbeiter, von Wochenschaukameras eingefangen und mit einem Motorrad belohnt. Seitdem ist der Portugiese ein Sinnbild für den »Gastarbeiter« in Deutschland und der Frisör Ahmet einer unter vielen Schnurrbartträgern der Republik.
REGIE Ayhan Salar
»Mein Vater, der Türke« // Hauptfilm | Dokumentarfilm | 2006 | Dauer — 74 min
Alles beginnt in den 1960ern mit einer Liebesgeschichte zwischen einem türkischen Gastarbeiter und einer jungen deutschen Frau. Erst als sie schwanger ist, findet sie heraus, dass der gutaussehende Koch bereits verheiratet ist und zwei Töchter in der Türkei hat. Von einem Türkeiurlaub wird er nie zurückkommen. 38 Jahre später begibt sich der Sohn und Filmemacher Marcus Vetter auf die Spurensuche nach seinem unbekannten Vater. Er bricht zu einem kleinen anatolischen Bergdorf auf, um die Geschichte seiner
Herkunft zu begreifen. Marcus
Vetters Begegnung mit seiner türkischen Familie und seinen fünf Schwestern bringt einiges ins Wanken. Die ohne Vaterliebe aufgewachsenen Schwestern konfrontieren mit Hilfe des ersehnten Bruders erstmals den Vater mit ihren Gefühlen. Und endlich stellt auch der Sohn seinem bis dahin unbekannten Vater die Fragen, die ihn sein Leben lang beschäftigten.
»Mein Vater, der Türke« wurde als Bester Dokumentarfilm beim 12. FILMFESTIVAL TÜRKEI/DEUTSCHLAND ausgezeichnet. 2006 erhielt er den PRIX EUROPA, sowie den GOLDEN GATE AWARD beim SAN FRANCISCO INTERNATIONAL FILMFESTIVAL 2007.
REGIE Marcus Vetter
KÜNSTLERISCHE LEITUNG — Susanne Radelhoff | Canan Yilmaz
PRODUKTION — STUDIO MOSAIK | GASWERK WEIMAR
FÖRDERUNG — BUNDESMINISTERIUM DES INNEREN, FÜR BAU UND HEIMAT | DIE BEAUFTRAGTE DER BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN | NACHBARSCHAFTEN STÄRKEN — MITEINANDER IM QUARTIER | SOZIOKULTUR IM QUARTIER | BUNDESVERBAND SOZIOKULTUR | SPARKASSEN VERSICHERUNG | SPARKASSE MITTELTHÜRINGEN