Welche Gestalt hat der Fortschritt? Zeigt er sich durch technische Innovation und gesteigerten Lebenskomfort? Oder ist er vielmehr eine wechselhafte Entwicklung von Zerstörung und Aufbau? Der bedeutende jüdische Schriftsteller und Kulturkritiker Walter Benjamin (1892–1940) versinnbildlichte in seiner IX. These zum Begriff der Geschichte ein solches Fortschrittsnarrativ und machte darin die Engelsgestalt des Angelus novus des Bauhausmeisters Paul Klee zum Zeugen einer disruptiven Geschichtsentwicklung. »Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er [der Engel] eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft…«, schrieb Benjamin. Eine Engelsgestalt greift auch die US-amerikanische Künstlerin Aura Rosenberg in ihrer Ausstellung »Angel of History« auf und konfrontiert sie mit einer Kette von Entwicklungen. Ausgehend von der Sprachgewalt Benjamins übersetzt die Künstlerin mittels Grafik, Video- und Objektinstallation seine Motive ins Bildhafte. Vergangenheit und Gegenwart verdichten sich bei ihr zu Bildern von Trümmerhaufen, die den Besucher:innen vorführen, wie unsere Kulturgeschichte durch Akte der Gewalt und gesellschaftlichen Spannungen fortlaufend geprägt wird. Diese Bilder von Aura Rosenberg wecken Assoziationen zu den weitreichenden Konflikten der Gegenwart.
KÜNSTLERIN
Aura Rosenberg
KURATOR:INNEN
Dr. Ulrike Bestgen & Marius Hoppe
KOOPERATION
Bauhaus-Museum Weimar