Vor rund 28 Jahren fand der Völkermord in Ruanda statt. Mehr als 800.000 Menschen, hauptsächlich Tutsi, wurden 1994 innerhalb von drei Monaten auf brutale Weise von radikalen Hutu ermordet. Der Völkermord geschah unter Beobachtung der Weltbevölkerung; Die internationale Gemeinschaft griff kaum ein. Dem eliminatorischen Antisemitismus – Kernelement der nationalsozialistischen Weltanschauung und der völkischen Neuordnung Deutschlands und Europas 1933 bis 1945 – fielen mehr als 6 Millionen Juden zum Opfer. Dem Massenmord ging ein mehrjähriger, sich radikalisierender, rechtlich abgestützter und von breiten Teilen der deutschen Gesellschaft mitgetragener Ausgrenzungs- und Beraubungsprozess voran. Zwei Genozide, die zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten stattgefunden haben. Doch durch die Gegenüberstellung beider Ereignisse lassen sich Wege aufzeigen, wie wir Menschenfeindlichkeit in der Gegenwart bekämpfen können – so die Historikerin und diesjährige Goethe-Medaillen-Preisträgerin Tali Nates. Das von ihr gegründete und geleitete Johannesburg Holocaust & Genocide Centre versteht sich als Ort der Erinnerung, der Begegnung und des Lernens anhand von Fallstudien über den Holocaust und den Genozid in Ruanda. Ein Ort, der dazu beiträgt, ein Bewusstsein über die Ursachen von Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zum Völkermord zu schaffen, ein Bewusstsein, das befähigt, ähnliche Tendenzen in der Gegenwart nicht zu ignorieren und gegen sie anzugehen. Die Konzepte und Erfahrungen der südafrikanischen Gedenk- und Bildungsstätte bilden den Ausgangspunkt des Gesprächs. Das Gespräch findet im Rahmen der Verleihung der Goethe-Medaille statt. In Kooperation mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, dem Goethe-Institut und dem KUNSTFEST WEIMAR.
MIT
Tali Nates (Direktorin des Johannesburg Holocaust & Genocide Centre) & Sybille Steinbacher (Direktorin des Fritz Bauer Instituts – Geschichte und Wirkung des Holocaust, Frankfurt am Main)
MODERATION
Volkhard Knigge
KOOPERATION
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Goethe-Institut & KUNSTFEST WEIMAR