Spielerisches Solo zur Klima-Migration

Kanuté ka visa ko

Schauspiel
12.09.20
18.00 Uhr

Kanuté ka visa ko

e-werk weimar
12.09.20
20.00 Uhr

Kanuté ka visa ko

e-werk weimar

Durch Armut, Wassermangel und die Ausbreitung der Wüsten schwinden für Kanuté die Lebensgrundlagen in seinem Dorf im Westen Malis. Er zieht in die nahe gelegene Stadt Kayes, um Arbeit zu finden, um Jahre später in Bamako zu landen. Es ist schließlich sein Sohn Kanuté Jr., der sich – angezogen vom reichen Europa – um ein Visum und ein Ticket über das Mittelmeer bemüht. Doch seine Geschichte verläuft ganz anders als geplant … Habib Dembélé wird seine viel gespielte, ungemein unterhaltsame Performance «Kanuté ka visa ko» (übersetzt »Das Visum für Kanuté«) überarbeiten und in Weimar in aktualisierter Fassung erstaufführen. Er wurde in Europa sowohl durch seine langjährige Zusammenarbeit mit Regielegende Peter Brook bekannt, als auch durch seine Filme, u. a. »Bamako« des bekannten mauretanischen Regisseurs Abderrahmane Sissako.

 



Produktionsvorankündigung in der Thüringer Allgemeine, am 17.8.2020

FRANZÖSICHER BÜHNENSTAR UND MALISCHER OPPOSITIONSPOLITIKER

 

Habib Dembélé wird sein spielerisches Solo zur Klima-Migration „Kanuté ka visa ko“ überarbeiten und zum Kunstfest in Weimar aufführen.
 

Es kommt nicht von ungefähr, dass das Kunstfest Weimar den malischen Schauspieler Habib Dembélé auf eines der drei Katalog-Cover seiner aktuellen Edition gesetzt hat. Der malische Schauspieler ist einer der schillerndsten Stars des frankophonen Film- und Theaterbetriebs – im französischsprachigen Afrika wie in unserem Nachbarland. Dies bedingt zunächst seine künstlerische Biographie: Spätestens seit seinen Projekten mit der Regielegende Peter Brook an den Bouffes Du Nord (im Vorjahr mit Katie Mitchells „Zauberland“ beim Kunstfest) ist er auch auf den Pariser Bühnen ein Star. Seine Filme unter der Regie von Cheick Oumar Sissoko oder Abderrahmane Sissako wurden international vielfach ausgezeichnet. Den Film „Bamako“ zeigt das Kunstfest beim Arte-Filmabend am 7. September in der Alten Feuerwache bei freiem Eintritt.

Doch Dembélé macht sein Gewicht als Künstler auch politisch geltend und nimmt kein Blatt vor den Mund: Immer wieder mischt er sich vehement in die malische Politik ein, kritisiert pointiert, stellt eigene Ideen zur Debatte. 2002 und 2018 kandidierte er – obgleich erfolglos – für die malische Präsidentschaft. In Weimar gastiert er am Samstag, 12. September, mit der Neufassung eines sehr spielerischen, geradezu anarchisch komischen Solos: „Kanuté ka visa ko“ in dem es um Klimamigration und die falschen Versprechungen eines vermeintlich goldenen Europa geht. Das Stück, das in Mali unerhörten Erfolg hatte und in Fußballstadien zur Aufführung kam, wendet sich mit einer klaren Botschaft an die junge malische Generation: Sucht euer Glück zuhause, riskiert nicht euer Leben mit einer sinnlosen Flucht.

Genauso versucht Dembélé vor dem Hintergrund seiner Popularität im frankophonen Westafrika die politische Klasse der Region in die Pflicht zu nehmen, um die Lebensbedingungen der Menschen und die Arbeitsbedingungen für die Künstler zu verbessern. Denn nichts hat sich an den Zuständen verändert, seit Dembélé 2010 in meinem Buch „Theater südlich der Sahara“ schrieb: “In den afrikanischen Ländern, in denen es begabten Künstlern von morgen, die nichts als ihr Talent besitzen, an leicht zugänglicher Infrastruktur mangelt, in denen es jedes Mal, wenn ein Verantwortlicher den Mund aufmacht, um über Kultur zu sprechen, nach Verlogenheit stinkt, in diesen Ländern muss man davon ausgehen, dass ein Theatermacher kaum eine Chance hat, sich gebührend Gehör zu verschaffen oder sich den Möglichkeiten seiner Intelligenz nach zu entfalten.“

Ab 12 Jahren

Text & Regie: Habib Dembélé
Mit: Habib Dembélé
Übersetzung: Wolfgang Barth

Produktion: Guimba National

Förderung: Thüringer Ministerium Für Umwelt, Energie Und Naturschutz, Institut français Deutschland – Bureau du Theatre et de la Danse, Institut français en Thuringue – Erfurt