WIR SIND MÖGLICHKEITEN

Literatur

26.08.2023 - 10.09.2023

Dorint Am Goethepark Weimar
Eckermann Buchhandlung Weimar
Goethe- und Schiller-Archiv
LebensArt am Palais
Lichtsaal des Hotel Elephant Weimar
Nahtstelle
Samocca-Altstadtcafé, Weimar
Theaterplatz
Waggong & Kramixxo Offene Kinder- und Jugendarbeit Weimar/West
Weimarer Wohnstätte, Frauenplan 6
Zughafen Kulturbahnhof Erfurt

Eine Lese- und Gesprächsreihe für Weimar von und mit Autor:innen unterschiedlicher literarischer Genres

»Wir sind Möglichkeiten« ist eine Lese- und Gesprächsreihe für Weimar, die an 13 Tagen jeweils um 18 Uhr am Kunstfest-Pavillon auf der Weimarer Agora, dem Theaterplatz stattfinden wird und genauso oft an „Alltagsorten“, wie dem Hotel Elephant Weimar, an Schulen, in Betrieben oder auch Ladenlokalen in Weimar. Jede abendliche Lesung wird vom Weimarer Radio Lotte direkt übertragen und von einigen kooperierenden Lokalradios in der Region übernommen. Nach jeder halbstündigen Lesung besteht die Möglichkeit mit der Moderatorin Christina Bacher, Autorin und Fachjournalistin aus Köln, und der/dem Lesenden in Austausch zu treten.

Der Titel ist ein Zitat von US-Schriftstellerin Toni Morrison aus dem Buch »Selbstachtung« und weist inhaltlich den Weg: Das Projekt versammelt literarische Positionen ganz unterschiedlicher Provenienz zum Thema Anderssein. Das meint schlicht Menschen, die – in welcher Weise auch immer – von dem abweichen, was sich landläufig als Mehrheitsgesellschaft versteht: Das kann ethnische oder religiöse Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung aber auch etwa den sozialen Status betreffen. Das Kunstfest Weimar hat dafür profilierte Autor:innen unterschiedlicher Genres gewinnen können, die im deutschsprachigen Raum leben und die sich in ihrem Schaffen bereits auf die eine oder andere Art mit Formen der Ausgrenzung beschäftigt haben – ob in dramatischen oder lyrischen, belletristischen oder journalistischen, dokumentarischen oder wissenschaftlichen Texten. Lesen werden die jeweiligen Autor:innen ihre Texte selbst.

Eine Schreibwerkstatt für alle Bürger:innen von 18-99 Jahren findet am 18.8.2023 von 17.30-21 Uhr in der Volkshochschule Weimar statt. Am 09.09.2023 gibt es dann für alle um 18 Uhr die Möglichkeit, eigene und fremde Texte zum Thema „Trau deinen Worten“ auf dem Theaterplatz auf großer Bühne zu präsentieren. Interessierte wenden sich an vhs@vhs-weimar.de


SIGRID ZEEVAERT

Greta

Ein verwunschenes Haus am See. Hier verbringt Greta mit ihrer Mutter die letzten Tage der Sommerferien bei Jella und ihren beiden Kindern, die hier seit ihrer Rückkehr aus Kenia wohnt. Aber ihr Sohn Jonah verhält sich sonderbar. Nach und nach versteht Greta, was hinter diesem Verhalten steckt und dass nicht nur sie mit Ausgrenzung zu kämpfen hat. 

Sigrid Zeevaert wurde 1960 in Aachen geboren, studierte Lehramt für die Primarstufe, widmete sich bald ganz dem Schreiben. Sie verfasste über 30 Kinder- und Jugendbücher, die mehrfach ausgezeichnet wurden, zahlreiche Rundfunkbeiträge und Kindertheaterstücke. Eines ihrer Bücher wurde für das ZDF verfilmt.


ULRIKE DOTZER

Goldener Boden. 1945 – Überleben mit Schere und Kamm

Der Roman »Goldener Boden« erzählt von drei Generationen von Friseurmeistern aus Pommern. Im Mittelpunkt der Lesung steht Clara, die 1945 mit ihren vier Töchtern vor der Roten Armee flieht und in einem Dorf in Sachsen-Anhalt landet – als „Umsiedlerin“, nicht als Flüchtling. Am Ende des Romans steht eine weitere Flucht: in die Bundesrepublik.

Ulrike Dotzer wurde in Kiel geboren und studierte nach einem Aufenthalt in Montreal Osteuropäische Geschichte und Philosophie. Sie arbeitete als Journalistin für Tageszeitungen in Ost- und Westdeutschland, und war zwanzig Jahre leitende Redakteurin des Europäischen Kulturkanals ARTE. »Goldener Boden« ist ihr erster Roman.


DIRK OSCHMANN

Wie die Konstruktion des Ostens unsere Gesellschaft spaltet

Was bedeutet es, eine Ost-Identität auferlegt zu be- kommen? Eine Identität, die für die rasant wachsende gesellschaftliche Spaltung verantwortlich gemacht wird? Der Attribute wie Populismus, ein mangelndes Demokratieverständnis, Rassismus, Verschwörungsmythen und Armut zugeschrieben werden? Der Leipziger Germanist Dirk Oschmann zeigt in seinem augenöffnenden Buch, dass der Westen sich über dreißig Jahre nach Mauerfall als Norm definiert und den Osten als Abweichung. Unsere Medien Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden von westdeutschen Perspektiven dominiert. Pointiert durchleuchtet Dirk Oschmann, wie dieses Othering unserer Gesellschaft schadet und initiiert damit eine längst überfällige Debatte.

Dirk Oschmann, geboren 1967 in Gotha, ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Leipzig. Sein FAZ-Artikel zum Thema wurde vielfach geteilt und kommentiert.


ANTJE HORN

Über den Tellerrand geschaut

Antje Horn wuchs in der DDR auf. Die Wohnung ihrer fünfköpfigen Familie war klein. Es gab keinen Fern- seher, dafür viele Bücher. Ihre Eltern ließen sie mit unzähligen Geschichten aus aller Welt aufwachsen. Die Grenzen des Landes waren geschlossen. Dennoch reiste sie schon als Kind von ihrem Hochbett aus durch ferne Länder und innere Welten. Heute lebt sie mit ihrer eigenen Familie in einer kleinen Hofgemein schaft am Rande von Jena. Sie wird für das Kunst- fest Weimar eine neue Erzählung erfinden, die davon handelt, dass wir Menschen uns dort wohlfühlen, wo wir uns auskennen. Doch wer sich traut über den Tel- lerrand zu schauen, kann einiges entdecken und zwar nicht nur einen Becher oder Besteck, sondern die ganze Welt.


JOSEPHINE APRAKU

Kluft und Liebe

Ob in Liedern, Filmen oder Büchern: Liebe wird zu et- was Ungreifbarem, Zufälligem, Schicksalhaftem verklärt. Sie überwindet alle Grenzen. Aber ist das wirklich so? Was passiert, wenn in einer Liebesbeziehung die eine Person durch ihr Aussehen oder ihr Auftreten von unserer Gesellschaft diskriminiert wird und die andere nicht?

Josephine Apraku – Afrikawissenschaftler:in, Autor:in und Trainer:in für intersektionale rassismuskritische Bildungsarbeit ist mit dem Buch »Rassismus geht uns alle an« bekannt geworden. Josephine Apraku gründet gerade neu.


MATEJA MEDED

Mateja Meded ist Schauspielerin, Regisseurin, aber auch Autorin. In drei vielbeachteten Essays für die Wochenzeitschrift »Die Zeit« hat die „wütende Frau mit Migrationshintergrund“ kühl und klug ihre Fluchtbiographie seziert und ihre Sozialisation in der deutschen, der bayerischen Gesellschaft. Der Begriff „Heimat“ ist für sie eine Illusion geblieben, dafür hat sie viele „Zuhause-Orte“ kennengelernt. Und sie liefert Denkanstöße zum Beispiel zu der Frage, warum deut- sche Frauen über Emanzipation referieren, während Migrantinnen putzen gehen. Ihre letzte Theaterarbeit – geschrieben und inszeniert zusammen mit Thomas Köck – war im Frühjahr dieses Jahres »keeping up with the penthesileas« – entstanden für das Theater Neumarkt Zürich. Momentan arbeitet sie an ihrer Filmtrilogie.


SIVAN BEN YISHAI

Your very own double crisis club - Ein übersetztes Klagelied mit furchtbarem Akzent

Zwei Krisen treffen aufeinander: ein WIR und ein IHR. Ein WIR mit Fluchtgeschichte und das eingesessene IHR einer demokratischen Gesellschaft. Die Autorin Sivan Ben Yishai nutzt die archaische Grundvereinbarung der Aufführungssituation, um den Identitätskonflikt selbst zum Thema zu machen: WIR als Darsteller:innen treffen auf das IHR der Zuschauer:innen. Sivan Ben Yishai, geboren 1978 in Palästina/Israel, arbeitet als Theaterregisseurin und Dramatikerin. Sie lebt seit 2012 in Berlin. Ihre Stücke wurden unter an- derem am Maxim Gorki Theater in Berlin und an den Münchner Kammerspielen inszeniert.


ALBRECHT KIESER

Deutschland ohne Dach

So divers die Gesellschaft, so divers sind die Men- schen, die in Deutschland wohnungslos sind oder sogar auf der Straße leben müssen. Aber ihre Individualität, ihre jeweilige Geschichte, ihre besonderen Hoffnungen, ihre ganz privaten Ängste werden nicht zur Kenntnis genommen. Das Buch »Deutschland ohne Dach« von Richard Brox, Sylvia Ritzvi und Albrecht Kieser hält dagegen. Es erscheint im Oktober 2023. Die Texte erzählen von jungen und alten „Woh- nungslosen“, von Menschen, die schon immer hier gelebt haben oder erst vor kurzem in dieses Land gekommen sind. Albrecht Kieser war als Lehrer, Arbeiter, Journalist und Autor tätig. Derzeit schreibt er hauptsächlich Bücher. Er lebt in Köln und hat drei erwachsene Kinder.


NURAN DAVID CALIS

Solingen 1993

Nuran David Calis wurde 1976 als Sohn armenisch-jü- discher Einwanderer aus der Türkei in Bielefeld geboren. Er arbeitete als Türsteher, studierte Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München und produzier- te Musikclips für HipHop-Bands. Heute ist er arbeitet als Regisseur, Theater- und Drehbuchautor. Im Zent- rum seiner künstlerischen Arbeiten steht immer wie- der die Frage nach dem Schicksal der Opfer rechts- extremistischen Terrors in der Bundesrepublik und der Umgang der sogenannten „Mehrheitsgesellschaft“ damit. Eindrucksvolles und international beachtetes Ergebnis dieser Beschäftigung war u.a. das 17-tägige Reenactment des Münchener NSU-Prozesses zum Kunstfest Weimar 2021. In seinem Text „Solingen 1993“ setzt er sich mit dem ausländerfeindlich motivierten Anschlag und seinen Folgen im nordrheinwestfälischen Solingen 1993 auseinander, der sich in diesem Jahr zum 30. Mal jährt.


MAX ANNAS

Morduntersuchungskomission: Der Fall Nitschke

Berlin, Hauptstadt der DDR, 1987. Die Stadt ist von einer Unruhe erfasst, die sich kaum noch kontrollieren lässt. Da werden an einem Tag zwei Leichen gefunden, und nur die tote Frau war Republikbürgerin. Der Tod des Westbesuchers verweist auf politische Hintergründe. Und auf fremde Geheimdienste. Die Spur führt nach Südafrika. Max Annas’ Kriminalroman dreht sich um Verrat, um das Ende der Systeme – den Ostblock, den Westen, die Apartheid – und um Freiheit. Wobei Freiheit für jeden etwas anderes bedeutet. 

Max Annas, geboren 1963, arbeitete lange als Jour- nalist, lebte in Südafrika und wurde für seine Romane »Die Farm« (2014), »Die Mauer« (2016), »Finsterwal de« (2018) und »Morduntersuchungskommission« (2019) sowie zuletzt »Morduntersuchungskommis- sion: Der Fall Melchior Nikoleit« (2020) fünfmal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet.


NATAN SZNAIDER

Fluchtpunkte der Erinnerung

Was unterscheidet Rassismus und Antisemitismus? International wird schon lange über das Verhältnis von Kolonialverbrechen und Holocaust diskutiert. Werden jüdische Opfer in der Erinnerung gegenüber den afrikanischen Opfern bevorzugt? Die Debatten rund um das Humboldt Forum zwingen nun auch Deutschland, sich der kolonialen Vergangenheit zu stellen. 

Wird es am Ende möglich sein, der Opfer des Holocaust und des Kolonialismus zu gedenken, ohne Geschichte zu relativieren?

Natan Sznaider, 1954 in Mannheim geboren, lehrte seit 1994 bis zu seiner Emeritierung als Professor für Soziologie an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv.


WIHAD SULEIMAN

Eis

Wihad Suleiman – 1988 geboren – arbeitet als Re- gisseurin und Autorin. Sie absolvierte ihr Studium 2012 am Höheren Institut für Dramatische Künste in Damaskus im Fach Theaterwissenschaften und kam – im Schatten des Kriegs in ihrer syrischen Heimat – 2015 zunächst als Hospitantin ans Theater an der Ruhr. Zwei Jahre später inszenierte sie am Theater Oberhausen ihre eigene Fassung von »Medea«. Sie ist Autorin des Antikriegs-Dramas »Existenz«, das im Rahmen des Kunstfest Weimar 2023 seine Deutsche Erstauf- führung erlebt. Im Rahmen des Leseprojektes stellt sie einen neu entstandenen Text vor, in dem sie einerseits ihr eigenes Verständnis vom Konzept des Rassismus beschreibt, andererseits ihre eigenen Erfahrungen mit Rassismus und Ausgrenzung thematisiert.

  • SIGRID ZEEVAERT

    26
    08

    12:00

    Waggong & Kramixxo Offene Kinder- und Jugendarbeit Weimar/West

  • SIGRID ZEEVAERT

    26
    08

    18:00

    Theaterplatz

  • ULRIKE DOTZER

    27
    08

    15:30

    Zughafen Kulturbahnhof Erfurt

  • ULRIKE DOTZER

    27
    08

    18:00

    Theaterplatz

  • DIRK OSCHMANN

    30
    08

    12:00

    Eckermann Buchhandlung Weimar

  • DIRK OSCHMANN

    29
    08

    18:00

    Theaterplatz

  • ANTJE HORN

    30
    08

    18:00

    Theaterplatz

  • ANTJE HORN

    31
    08

    12:00

    Dorint Am Goethepark Weimar

  • Josephine Apraku

    01
    09

    12:00

    Weimarer Wohnstätte, Frauenplan 6

  • MATEJA MEDED

    01
    09

    18:00

    Theaterplatz

  • JOSEPHINE APRAKU

    31
    08

    18:00

    Theaterplatz

  • MATEJA MEDED

    02
    09

    11:00

    Theaterplatz

  • Sivan Ben Yishai

    02
    09

    18:00

    Theaterplatz

  • SIVAN BEN YISHAI

    03
    09

    12:00

    Samocca-Altstadtcafé, Weimar

  • ALBRECHT KIESER

    03
    09

    18:00

    Theaterplatz

  • Albrecht Kieser

    04
    09

    12:00

    Nahtstelle

  • NURAN DAVID CALIS

    05
    09

    18:00

    Theaterplatz

  • NURAN DAVID CALIS

    06
    09

    12:00

    LebensArt am Palais

  • MAX ANNAS

    06
    09

    18:00

    Theaterplatz

  • MAX ANNAS

    07
    09

    11:00

    LebensArt am Palais

  • NATAN SZNAIDER

    07
    09

    18:00

    Theaterplatz

  • NATAN SZNAIDER

    08
    09

    12:00

    Goethe- und Schiller-Archiv

  • UMES ARUNAGIRINATHAN

    08
    09

    18:00

    Theaterplatz

  • UMES ARUNAGIRINATHAN

    09
    09

    11:00

    Lichtsaal des Hotel Elephant Weimar

  • WIHAD SULEIMAN

    10
    09

    18:00

    Theaterplatz

  • WIHAD SULEIMAN

    10
    09

    12:00

    Samocca-Altstadtcafé, Weimar

  • Nuran David Calis

    06
    09

    12:00

    LebensArt am Palais

  • Bürgerlesung

    09
    09

    18:00

    Theaterplatz

    • Credits

      PROJEKTLEITUNG & MODERATION Christina Bacher

      IDEE Rolf C. Hemke

      KOOPERATIONSPARTNER:INNEN KRAMMIXO, Zughafen Kulturbahnhof Erfurt, Eckermann Buchhandlung Weimar, Hotel Elephant Weimar, Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V., SAMOCCA-Altstadtcafé Weimar, Dorint Hotel Weimar, Klassik Stiftung Weimar

      FÖRDERUNG Bundeszentrale für politische Bildung, Sparkassenstiftung Erfurt, Lokaler Aktionsplan Weimar, Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Weimarer Wohnstätte