Weimar, 13. September 2023
Das Kunstfest Weimar 2023 ist seit vergangenem Wochenende Geschichte: 2023 fanden in 19 Tagen rund 160 Veranstaltungen an 30 Spielorten in Weimar und 15 in ganz Thüringen statt, unter den 45 Projekten waren 20 Ur- und Erstaufführungen zu verzeichnen. Unter der Überschrift »Erinnern schafft Zukunft« besuchten – entsprechend dem vorläufigen Ergebnis der Veranstalter – zwischen dem 23. August und 10. September rund 41.000 Zuschauer:innen das Kunstfest. Insgesamt 23.000 Besucher:innen verzeichneten die Installationen und Aktionen im öffentlichen Raum »Steinmal« und »Kriegsweihe«, die insgesamt über zehn Tage liefen. 9900 Personen nahmen weitere kostenlose Angebote wie Ausstellungen, VR-Installationen, Filme, Lesungen und Diskussionen wahr. Der Ticketverkauf für kostenpflichtige Veranstaltungen stieg um rund 22% auf 8115 verkaufte Tickets, was den besten Ergebnissen vor der Pandemie entspricht.
Das Festival entfaltete massive mediale Präsenz schon mit den beiden Eröffnungsprojekten: Die fünf Aufführungen der deutschen Erstaufführung von Robert Wilsons »UBU«-Paraphrase waren komplett ausverkauft. Auf dem Theaterplatz wurde das Festival open air durch den international bedeutenden Düsseldorfer Objektkünstler Günther Uecker mit seinem »Steinmal« eröffnet, das in der Stadt auf viel Begeisterung aber auch Ablehnung stieß: Eine Woche waren auf dem Theaterplatz kleine Steinhaufen zu sehen, wie sie in jüdischer Tradition auf Gräbern aufgeschichtet werden. Die Steinzeichen - aufgerichtet von Weimarer Bürger:innen - hatte Uecker teilweise symbolisch verbunden und dazu Vornamen von Buchenwald-Opfern mit Kreide auf das Pflaster gemalt. Allein dieses Projekt lockte rund 20.500 Zuschauer auf den Theaterplatz, was die höchsten Gesamtzuschauerzahlen in der jüngeren Geschichte des Festivals mit sich brachte. Weitere stark nachgefragte Höhepunkt des Programms waren das Konzert von Chilly Gonzales, das südafrikanische Tanzgastspiel »Zo Mute« der Vuyani Dance Company aus Johannesburg und die Uraufführung »Dantons Tod Reloaded« von Amir Reza Koohestani in Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg. Medial stark beachtet wurde auch die Opern-Uraufführung »Missing in cantu« von Johannes Maria Staud auf ein Libretto von Thomas Köck, der zum vierten Mal im Kunstfest vertreten war.
Die Pressereaktionen auf das Kunstfest Weimar 2023 reichten von Thüringen durch ganz Europa und waren vielfältig und zumeist positiv bis euphorisch. Egbert Tholl resümierte in Anbetracht des knappen Festivalbudgets in der Süddeutschen Zeitung vom 12. September: „Rolf Hemke, Leiter des Kunstfests, ist ein Virtuose der Kooperation, sonst käme er mit dem Etat des Festivals - 900 000 Euro öffentliche Gelder - auch nicht weit. Mit Beharrlichkeit und dank vieler guter Kontakte gelingt es ihm, die Stadt und das Umland mit einem Geflecht oft politisch aufgeweckter Veranstaltungen zu überziehen und auch die ganz große Kunst in Thüringen zu etablieren.“ Jacob Hayner lobte in der »Welt« vom 07. September: „Trotz des geringen Budgets gelingt es dem Leiter Rolf C. Hemke (…) mit dem Kunstfest politisch und künstlerisch Akzente zu setzen. Der Theateraltstar Robert Wilson hat mit »Ubu« einen bunten, fast märchenhaften Eröffnungsabend inszeniert, der auf die Avantgarden des 20. Jahrhunderts Bezug nimmt.“ Jim Naughtie sprach in seinem Beitrag für BBC Radio 4 vom „gefeierten Kunstfest“ und die größte katalonische Tageszeitung La Vanguardia aus Barcelona bescheinigte dem Festival ein „künstlerischer Maßstab in Ostdeutschland und Europa“ zu sein.
Festivalleiter Rolf C. Hemke sagte: „Wir sind erschöpft, aber glücklich. Das Festival hat große künstlerische Strahlkraft entfaltet, die sich auch in der großartigen Publikumsresonanz widerspiegelt. Erneut ist es uns gelungen, das klassische Weimar auch als lebendigen Ort für die zeitgenössische Kunst und aktuellen Diskurs zu präsentieren. Das Festival ist ein wichtiges Augenmerk für die internationale, genauso wie die lokale Kulturszene.“
Im nächsten Jahr wird das Kunstfest vom 21. August bis 08. September und damit um den mit Spannung erwarteten Thüringischen Landtagswahltermin am 01.09.2024 herum stattfinden. Rolf C. Hemke kündigte dazu an: „Wir werden uns unverändert politisch verhalten und sicherlich auch inhaltlich zu diesen Wahlen positionieren. Aber so, wie wir das auch in den letzten Jahren gemacht haben – selbstverständlich immer überparteilich. Das Kunstfest steht für die Werte des demokratischen Deutschlands, für Pluralität, Inklusion und für den Dialog mit allen Kräften.“
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