Das Kunstfest Weimar als größtes Festival für zeitgenössische Künste in Ostdeutschland wird vom 20.8. bis 7.9.2025 erneut die politische Dimension des aktuellen Kunstschaffens vermessen: Prominente Künstler:innen aus Israel und dem Libanon, aus der Türkei, Taiwan und Südafrika genauso wie russische Exilkunst prägen das Programm aus 23 Ur- und Erstaufführungen, 46 Projekte in rund 150 Veranstaltungen insgesamt. „Das Festivalmotto MUTIG LEBEN hätte vor wenigen Jahren noch Stirnrunzeln hervorgerufen, doch was einst demokratische und politische Gewissheiten waren, sind heute keine mehr. Das Kunstfest Weimar 2025 nimmt diese Herausforderung an und zeigt erneut Courage, Rückgrat und Haltung“, so der künstlerische Leiter Rolf C. Hemke bei Vorstellung des Gesamtprogramms 2025.
Schon die Eröffnungstage spiegeln die Gegenwart überraschend und poetisch wider: Die international renommierte israelische Künstlerin Sigalit Landau präsentiert am 20.8. eine eigens für Weimar entworfene Video-Installation als Gedenkprojekt zum 80. Jahrestag der Befreiung Buchenwalds. Am selben Abend eröffnet der libanesische Choreograf Omar Rajeh mit seinem vielköpfigen Projekt „Dance People“ das Festival auf dem Theaterplatz und lädt das breite Publikum zu einer kraftvollen, tänzerisch-immersiven Performance ein. Im Museum Zwangsarbeit setzen – ebenfalls am 20.6. – Jakob Ganslmeier und Ana Zibelnik mit ihrer Videoinstallation „Bereitschaft“ einen künstlerischen Fokus auf den neofaschistischen Körperkult, der sich heute auf Plattformen wie TikTok manifestiert. Im Spannungsfeld zwischen Kunst und politischer Realität stellt Brett Bailey, einer der bedeutendsten südafrikanischen Regisseure, am selben Abend seinen „Faust II“-Kurzschluss vor. Unter dem Titel „FaustX“, eine ironische Anspielung auf Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX, reflektiert Bailey in klug-absurder und bitter-komischer Manier die gesellschaftlichen Umbrüche unserer Zeit und macht das Theater zur Wirklichkeitsmaschine – mit Goethe-Originaltext.
Der zweite Eröffnungstag führt mit der Uraufführung von „Das Land, das ich liebe“ nach dem gleichnamigen Bestseller von Jelena Kostjutschenko in der Regie von Polina Solotowitzki zu einem der bewegenden Festivalmomente: Entstanden unter schwierigsten Exilbedingungen zwischen Russland und Deutschland, wird das Stück an einem historischen Ort aufgeführt: der monumentalen KET-Halle, errichtet von Nazi-Zwangsarbeiter:innen. Als Kontrapunkt hierzu erklingt zuvor in der Herderkirche das Gedächtnis-Buchenwald-Konzert mit dem renommierten, polnischen Originalklang-Orchester Capella Cracoviensis, die mit Brahms’ „Deutschem Requiem“ einen musikalischen Höhepunkt setzt. Die Historikerin und Publizistin Irina Scherbakowa, erneut Schirmherrin des Festivals, hält dazu die Gedächtnis-Buchenwald-Rede.
Ein eigenes Kapitel des Festivals widmet sich dem Thema „Faust“ anlässlich des 250. Jahrestags von Goethes Ankunft in Weimar. Neben Brett Bailey ist auch der international gefeierte südafrikanische Künstler William Kentridge mit seinem Revival „Faustus in Africa!“ zu Gast – ein Meilenstein, der 1995 seine Uraufführung im Kunstfest Weimar erlebte. Hinzu kommt die Uraufführung einer „faustischen“ Komödie von Theresia Walser unter dem Titel „Von allen Geistern“, die im Auftrag des Kunstfest Weimar und des Theaters Fürth entstanden ist. Sie setzt sich humorvoll und kritisch mit der Frage auseinander, wie ein Lehrer:innenehepaar mit einer neuen rechtsextremen Landesregierung umgehen kann. Torsten Fischer inszeniert mit den Kunstfest-Stars Judith Rosmair und Steve Karier auf der Bühne.
Ein besonderer Fokus des Kunstfests liegt erneut auf der innovativen Performing Arts-Szene Taiwans. Die vergleichsweise kleine Insel hat eine beeindruckende Vielfalt an international renommierten Bühnenkünstler:innen hervorgebracht, deren Arbeiten in Weimar präsentiert werden. Auch in diesem Jahr hofft das Kunstfest auf eine große Resonanz mit den europäischen Erstaufführungen „Moss“ der führenden New Circus-Company FOCASA, „Luna“ der renommierten Bulareyaung Dance Company und einer hochkarätigen künstlerischen Begegnung zweier Stars des südostasiatischen Tanzes mit Chen Wu-Kang und Pichet Klunchun in „Choreographing Story“, ebenfalls erstmals in Europa zu sehen. Schließlich kommt aus der Türkei die Uraufführung einer autorisierten Musiktheaterfassung von Günter Wallraffs bahnbrechendem Reportage-Buch „Ganz unten“ 40 Jahre nach dessen Erscheinen von Komponist Sabri Tuluğ Tırpan und Regisseur Mehmet Ergen, anlässlich der Verleihung der Goethe-Medaille an den in der Türkei inhaftierten Kulturförderer und Intellektuellen Osman Kavala.
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