Zum Abschied: Bleiben Sie Weimar!

Bleiben Sie Weimar!

Weimar, 07. September 2025

Kolumne von Rolf C. Hemke 

Wenn ein Kapitel zu Ende geht, ist das meist der Moment, innezuhalten, zurückzublicken und Danke zu sagen – und das möchte ich an dieser Stelle tun: Danke an das wunderbare Publikum des Kunstfest Weimar, das in all den Jahren so aufmerksam, neugierig und offen war. Danke an die Redaktion dieser Zeitung, die mir über Jahre großzügig während des Festivals Raum für meine Kolumne gegeben hat – ein Ort, an dem ich Gedanken teilen, Einblicke geben und manchmal auch Zwischenstände formulieren durfte. Es war mir ein Vergnügen.

Als ich vor sieben Jahren nach Weimar kam, wusste ich natürlich um die Bedeutung dieser Stadt – kulturhistorisch, kulturpolitisch, geschichtlich. Doch erst mit der Zeit habe ich wirklich verstanden, was es heißt, in Weimar ein Festival für zeitgenössische Kunst zu leiten. Diese Stadt verlangt Auseinandersetzung, Tiefe, Kontext – und sie bietet gleichzeitig eine kulturelle Dichte, die überrascht und inspiriert. Die Qualität und Vielfalt der zahlreiche Institutionen und der freien Szene, die Bereitschaft zur Kooperation, das kreative Potenzial vor Ort: All das war eine Einladung zum intensiven Arbeiten, zum Kuratieren mit Herz und Haltung.

Zu den Erfahrungen, die mir besonders in Erinnerung bleiben werden, zählt natürlich das Kunstfest 2020 – das trotz der Pandemie voll analog für Sie stattfinden konnte! Künstlerisch besonders gelungen war für mich auch die Eröffnung 2023 mit Robert Wilsons »UBU« und Günther Ueckers »Steinmal«. Zwei großen Künstler, die uns in diesem Jahr verlassen haben. Auch die Projekte mit Sigalit Landau oder die drei großen Reenactments in den ersten Jahren waren Höhepunkte, wie man sie sich als Festivalleiter nur wünschen kann. Und mit all »unseren« wunderbaren Künstler:innen auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten, war ein Geschenk. 

So möchte ich Ihnen zum Abschied nicht nur danken, sondern auch etwas mitgeben: Ich habe sehr gerne für Sie gearbeitet. Ich glaube, wir sind gemeinsam einen Weg der Wertschätzung gegangen. Ich habe mich auf das Publikum eingelassen – und das Publikum auf mein Programm. Die Zuschauerzahlen sprechen eine deutliche Sprache: Neugier lohnt sich. Bleiben Sie offen. Bleiben Sie wach. Bleiben Sie Weimar!