VORTRAG »FILMEN WIDER DEN BLÖFF DER STABILITÄT« VON HEIDE SCHLÜPMANN UND KAROLA GRAMANN
Am 27. August, 19 Uhr, sprechen Karola Gramann und Prof. Dr. Heide Schlüppmann − Filmwissenschaftlerinnen, Filmkuratorinnen und Begründerinnen der Kinothek Asta Nielsen e. V. (Frankfurt/Main) − vor dem Film »Die freudlose Gasse« zu »Filmen wider den Blöff der Stabilität« und die Rolle, die Asta Nielsen dabei spielt.
»DIE FREUDLOSE GASSE«
Der Film steht für cinephiles Mäandern zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit und bringt den Alltag während der Nachkriegszeit, die zugleich Inflationszeit ist, auf die Leinwand: Die Not und das Übel sind groß. Mehrere Frauenschicksale – interpretiert von Asta Nielsen, Valeska Gert und Greta Garbo – werden »in einem Brennspiegel mit grandioser Wucht aufgefangen«, wie die Weimarer Presse nicht nur informiert, sondern hinzufügt, dass sich damit auseinandergesetzt werden muss. Der sozialkritische Film ist zudem ein extremer Zensurfall, dem trotz mehrfacher Rekonstruktion bis heute noch immer etwa 30 Minuten Filmmaterial fehlen. Übrigens erlebte der Romanautor die Filmpremiere nicht, da er aufgrund der Thematisierung von Schwangerschaftsabbruch, Straffreiheit für Homosexualität und modernes Scheidungsrecht im März 1925 von einem bekennenden Nationalsozialisten ermordet wurde.
Die Musiker:innen:
Richard Siedhoff
Pianist und Komponist Richard Siedhoff gilt als einer der gefragtesten Stummfilm-Musiker seiner Generation. Er gastiert regelmäßig auf internationalen Festivals, ist auf zahlreichen DVD-Einspielungen vertreten und spielt auch regelmäßig auf Kinoorgeln. Darüber hinaus schreibt er auch Orchesterpartituren und Kammermusiken für Stummfilme. 2020 erhielt er den 1. Deutschen Stummfilmpreis für die Rekonstruktion der orchestralen Originalmusik zu »Der Golem«.
www.richard-siedhoff.de
Mykyta Sierov
Mykyta Sierov wurde in Kiew geboren, studierte klassische Oboe am dortigen Konservatorium und an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Er ist begehrter Orchester- und Solomusiker, komponiert und ist auch im Jazz zu Hause. Neben seiner musikalischen Tätigkeit arbeitet er als Kameramann und Filmemacher.
www.bosque-magico.de
Veröffentlichung: Deutschland 1925
Format: dcp, viragiert, deutsche Zwischentitel
Länge: 151 Minuten
Regie: Georg Wilhelm Pabst
Drehbuch: Willy Haas, nach dem Roman von Hugo Bettauer
Kamera: Guido Seeber, Curt Oertel, Walter Robert Lach
Mit: Asta Nielsen, Greta Garbo, Werner Krauß, Valeska Gert, Hertha von Walther, Gregori Chmara, Ágnes Eszterházy, Loni Nest
Archiv: Filmmuseum München
Live-Musik: Richard Siedhoff (Piano), Mykyta Sierov (Oboe)
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Landezentrale für politische Bildung Thüringen.
Karten über lichthaus.info/karten