Eine partizipative Antikriegs-Performance in Weimar 100 Jahre nach der ersten großen Bauhausausstellung von 1923
»KRIEGSWEIHE« ist eine europäische Antikriegs-Musikperformance, die Krieg, Konflikt und Kampf ins Zentrum der Auseinandersetzung rückt. Der Krieg in der Ukraine ist mittlerweile eine erschreckende Realität, die 20 Jahre nach dem Ende des Jugoslawien-Kriegs für viele Menschen in Europa unvorstellbar war. Auf der Suche nach einem kollektiven Prozess und einer zeitgemäßen Form des Erinnerns möchte das Projekt mit Hilfe von Musik und Performance einen emotionalen Zugang und eine gemeinsame Basis für die Zukunft schaffen. Gemeinsam mit Künstler:innen aus ganz Europa sowie dem Publikum und Laienmusiker:innen vor Ort wird nach einer Erzählung für ein friedvolles Europa gesucht. Performativ und kompositorisch durchzieht alle Teilprojekte das variierte Motiv des kriegerischen Antagonismus: In der Gegenüberstellung von jeweils zwei gegnerischen Parteien wird sowohl spielerisch als auch musikalisch das Motiv des Duells verarbeitet. Durch die technische Erweiterung der einzelnen Teilprojekte – unter anderem durch Druckkammerlautsprecher, die traditionell als Alarmsirenen oder Warnsignale bei Luftangriffen oder anderen Gefahrensituationen Verwendung finden – kommen zusätzliche Antagonisten ins Spiel, die weitere Dimensionen des Krieges aufscheinen lassen. Hundert Jahre nach der Großen Bauhausaustellung wird Weimar erneut an verschiedenen Orten von verschiedenen Künsten bespielt. Musik als eine Form der Aufarbeitung von Traumata und der Überwindung von Konflikten steht dabei im Zentrum und zeigt sich heute wichtiger denn je. »KRIEGSWEIHE« versteht sich, ähnlich wie das Bauhaus als ein politisches Projekt, das über internationale Beteiligte die große friedensstiftende Kraft der Kunst feiert.
Installation „VERANTWORTUNG | Todesfuge“ - Gauforum
30.8 – 1.9. von 16:00 - 18:00 (einmal stündlich ein Kriegssignal)
2.9. von 12:00 - 18:00 (einmal stündlich ein Kriegssignal)
3.9. von 13:00 – 17:30 (einmal stündlich ein Kriegssignal)
13:00 / 15:00 / 16:00 / 17:30 (zusätzlich: Performance für 15 Min)
Installation „HYBRIS | Seven Spirits“ – Theaterplatz
1.9. von 12:00 - 17:45 (alle 30 Min im Loop)
3.9. von 12:00 - 17:45 (alle 30 Min im Loop)
Installation „VERACHTUNG | Blutsee“ – Stéphane-Hessel-Platz
1.9. von 12:00 - 18:00 (alle 30 Min im Loop)
3.9. von 12:00 - 18:30 (alle 30 Min im Loop)
Performance „ORDNUNG“ – August-Baudert-Platz
2.9. von 12:00 - 18:00 (Installation)
Installation „HOFFNUNG | im Tot umschlungen“ - Weimarhallenpark
3.9. von 13:30 / 15:30 / 16:30 / 18:00 (Performance für 15 Minuten)
Installationen/ Performances – Ablauf der Prozessionen am 3.9.2023:
Start jeweils 15 h / 17:30 Prozession beginnend am Gauforum. Das Publikum wird von der Performance „ORDNUNG“ durch die Installationen/ Performances geführt.
• 1. Prozession 15:00- 16:30
15:00 VERANTWORTUNG | Todesfuge (Gauforum – 15 min)
15:15 - 15:30 VERACHTUNG | Blutsee und Gang in den Park
15:30 - 15:45 HOFFNUNG | im Tot umschlungen und Umrundung des Sees im Weimarhallenpark
15:45 - 16:15 Gang von Weimarhallenpark über Goetheplatz zu Theaterplatz – Pferdeprozession mit Unterbrechungen
16:15 HYBRIS | Seven Spirits - Theaterplatz
16:30 RAUSCH (Spielmannszüge auf Theaterplatz – 20 min)
• 2. Prozession 17:30 – 19:00
17:30 VERANTWORTUNG | Todesfuge (Gauforum – 15 min)
17:45 - 18:00 VERACHTUNG | Blutsee und Gang in den Park
18:00 - 18:15 HOFFNUNG | im Tot umschlungen und Umrundung des Sees im
Weimarhallenpark
18:15 - 18:45 Gang von Weimarhallenpark über Goetheplatz zu Theaterplatz – Pferdeprozession mit Unterbrechungen
18:45 HYBRIS | Seven Spirits - Theaterplatz
19:00 RAUSCH (Spielmannszüge auf Theaterplatz – 20 min)
20:00 „KILL KRIEG | Eine Gala“ im großen Haus des Deutschen National Theaters
INSTALLATION VERANTWORTUNG – GAUFORUM
Die junge Sopranistin Alma Su Baute eröffnet die Gesamtperformance KRIEGSWEIHE als Sängerin einer Vertonung von Texten aus Paul Celans Todesfuge.
Umgeben von drei riesigen Druckkammerlautsprechern, die mit E-Gitarren Sirenensounds mit sich steigernden Lautstärken „feuern“, steht die junge Sängerin inmitten eines hörbaren Kriegsbildes. Ihre einzige Gegenwehr ist ihre Stimme und die Klage eines Textes, der als Antwort auf die Greuel des Zweiten Weltkriegs, die unauslöschliche Schuld der Täter und die Notwendigkeit des „Sich-den-Realitäten-Stellens“ und des „Sich-für-einander-Einsetzens“ beschwört.
Ein musikalisches Duell und schmerzvolles Ausharren gegen jede Behauptung der Notwendigkeiten von Krieg und eine Antwort auf die Sinnlosigkeit von Kriegen gegen Menschen, welcher Herkunft und Zugehörigkeit auch immer.
Alma Su Baute, Sopran
Marc Sinan, Komposition und Gitarre
DO, 31. AUG - FR, 01. SEP – tgl. 16 - 18 UHR (einmal stündlich ein Kriegssignal)
SA, 02. SEP - 12 -18 UHR (einmal stündlich ein Kriegssignal)
SO, 03. SEP – 13 - 17.30 UHR (einmal stündlich ein Kriegssignal) |
13.00, 15.00, 16.00 & 17.30 UHR (zusätzlich: Performance 15 Minuten)
INSTALLATION HYBRIS | SEVEN SPIRITS – THEATERPLATZ
Der Wunsch nach Vergessen ist das Thema in Lord Byrons dramatischem Gedicht „Manfred“. An Goethes „Faust“ erinnernd, leidet Byrons Titelheld an seiner Unfähigkeit die Welt ganz und gar zu durchdringen. In seiner Verzweiflung ruft er Sieben Geister, ihn von der Last des Wissens und der Erinnerung zu befreien.
Im Stadtraum erscheinen diese Sieben Geister, sicht- und hörbar als eine Klanginstallation. Sieben kreisförmig angeordnete Lautsprecherskulpturen erinnern in Wort und Musik das Vergessen. Inspiriert von Byrons „Manfred“ erzählen Seven Spirits aus dem Leben einer Nationalsozialistin, die einen Krieg erlebte und lebte. Noch im hohen Alter glaubt sie das Recht zu haben, vergessen zu dürfen, ihre Taten, all die Verfehlungen ihres Lebens.
Sie will vergessen, um jeden Preis, und muss dennoch leben, uns zu erinnern.
Zora Slokar, Stimme, Horn
Marc Sinan, Komposition und Text Miriam Baute, Design
FR, 01. SEP – 12 - 17.45 UHR (alle 15 Minuten)
SO, 03. SEP – 12 - 17.45 UHR (alle 15 Minuten)
INSTALLATION VERACHTUNG | BLUTSEE – STÉPHANE-HESSEL-PLATZ
Im Zentrum ein „See aus Blut“, umgeben von vier Lautsprechern, aus denen ein Streichquartett ertönt, Beethovens Große Fuge op. 132.
Aus jedem einzelnen der vier Lautsprecher erklingt jedoch nur eine der Stimmen dieses Werkes. Der „Sweetspot“, jener Platz, an dem das Publikum das gesamte Streichquartett ideal und rein hören kann, liegt im Zentrum zwischen den Lautsprechern. Außerhalb dieser „Sphäre“ führen Pegelunterschiede und Laufzeiten zu Verwerfungen. Erst wenn eine Hörer:in das Zentrum betritt, stellt sich eine temperierte Stimmung her. Doch dazu muss der „See aus Blut“ durchquert werden.
Das „Blut“ bleibt symbolisch an allen haften, die die Schönheit der Beethoven Fuge suchen und finden. Welchen Preis sind wir zu zahlen bereit für das Glück des Perfekten, für einen perfekten Genuss? Eine immersive, interaktive Klanginstallation befragt die Unmöglichkeit der Unschuld in einer schuldigen Welt.
Ensemble Metamorphosis, Streichoktett Marc Sinan, Komposition über
Ludwig van Beethoven, op. 132
FR, 01. SEP – 12 - 18 UHR (alle 15 Minuten)
INSTALLATION ORDNUNG – AUGUST-BAUDERT-PLATZ
In der Geschichte der Kriege überbrachten reitende Boten auf den Rücken von Pferden entschei- dende Nachrichten von Sieg oder Niederlage. Pferde trugen Warnungen vor heranziehenden Apokalypsen auf ihren Rücken oder selbst Tod und Verderben in die Städte, wie im Trojanischen Krieg.
In der Gegenwart der Performance KRIEGSWEIHE bewegt sich abermals ein Pferd durch eine Stadt. Doch längst hat es seinen Boten, schicksalsbestimmende Botschaften und die eigene Gefährlichkeit verloren. In bester dadaistischer Manier spricht und singt es von Krieg, Tod und Verderben, von der Lust des Schlachtens, von einer Doppelschlacht in fernen Zeiten, Goethes Eiche im Buchenwald, dem Förster vom Ettersberg. Das Pferd sucht eine neue, vielleicht gegen- wärtige Botschaft, eine neue Ordnung und findet doch nur die ewigen Abgründen des Krieges.
Begleitet und bewegt wird dieses neuapokalyptische Wesen von einem skurrilen Clownspaar, seinen Führern, die selbst nicht wissen wohin. Ihre gemeinsame Reise führt sie vorbei an den einzelnen Ritualen der KRIEGSWEIHE und endet am steinernen Standbild zweier großer Dichter und Humanisten, Goethe und Schiller, direkt vor dem Nationaltheater.
Rike Schuberty, Ulrike Langenbein
SA, 02. SEP – 12 - 18 UHR
PERFORMANCE HOFFNUNG | IM TOD UMSCHLUNGEN – WEIMARHALLENPARK
Hörst du die Trommeln // Wieder // Krieg //
Des Menschen Brandmal // Der Hölle lautestes // Schrecklichstes // Freiheit nicht ...
An den Ufern eines Sees stehen sich zwei Sänger:innen gegenüber. Schweigend, zwei Positionen, unvereinbar. Kein Wort, Stille, bis ein gesangliches Duett beginnt.Es geht argumentativ um das Für und das Wider der Notwendigkeit von Kriegen des Menschen gegen den Menschen. Langsam steigert sich was als Duett begann zu einem verzweifelt sich ins Chaos steigernden Dialog.
Zwei antagonistische Positionen kämpfen in einer Vokal- schlacht mit archaischen Lauten und Himmelsgesang. Was sich zwischen den Sänger:innen bewegt ist ein in Musik und Worten aufgelöster Krieg. Begleitet und bestimmt vom Klang des Krieges nähern sich jedoch diese zwei „Kämpfenden“ mehr und mehr an. Alles endet in einem Bild der Vereinigung, einer Pietà, in der der Tod alles verstummen lässt.
Johanna Vargas, Sopran
Andreas Fischer, Bass
SO, 03. SEP – 13.30, 15.30, 16.30 & 18 UHR
PROZESSIONEN | PROCESSIONS – GAUFORUM (STARTPUNKT)
Geführte Prozession durch alle Installationen des Musiktheaters KRIEGSWEIHE
ORDNUNG
In der Geschichte der Kriege überbrachten reitende Boten auf den Rücken von Pferden entschei- dende Nachrichten von Sieg oder Niederlage. Pferde trugen Warnungen vor heranziehenden Apokalypsen auf ihren Rücken oder selbst Tod und Verderben in die Städte, wie im Trojanischen Krieg.
In der Gegenwart der Performance KRIEGSWEIHE bewegt sich abermals ein Pferd durch eine Stadt. Doch längst hat es seinen Boten, schicksalsbestimmende Botschaften und die eigene Gefährlichkeit verloren. In bester dadaistischer Manier spricht und singt es von Krieg, Tod und Verderben, von der Lust des Schlachtens, von einer Doppelschlacht in fernen Zeiten, Goethes Eiche im Buchenwald, dem Förster vom Ettersberg. Das Pferd sucht eine neue, vielleicht gegen- wärtige Botschaft, eine neue Ordnung und findet doch nur die ewigen Abgründen des Krieges.
Begleitet und bewegt wird dieses neuapokalyptische Wesen von einem skurrilen Clownspaar, seinen Führern, die selbst nicht wissen wohin. Ihre gemeinsame Reise führt sie vorbei an den einzelnen Ritualen der KRIEGSWEIHE und endet am steinernen Standbild zweier großer Dichter und Humanisten, Goethe und Schiller, direkt vor dem Nationaltheater.
Rike Schuberty Ulrike Langenbein
SO, 03.SEP – 15 & 17.30 UHR
KILL KRIEG | EINE GALA – DEUTSCHES NATIONALTHEATER WEIMAR; GROSSES HAUS
SO, 03.SEP – 20 UHR
KOMPOSITION & REGIE Marc Sinan
LIBRETTO Lydia Haider
DRAMATURGIE & TEXTE Holger Kuhla
MIT Alma Su Baute, David Bennent, Magdalena Cerezo, Andreas Fischer, Jelena Kuljić, Lukas Miko, Ulriek Langenbein, Rike Schuberty, Johanna Vargas, Ensemble Metamorphosis, Kyiv Symphony Orchestra
AUSSTATTUNG & GESTALTUNG Miriam Baute
PROJEKTLEITUNG Marcus Max Schreiner
KOSTÜME Isabel Vollrath
SOUNDDESIGN Karsten Lipp, Greve Studio
PRODUKTION YMUSIC
KOOPERATION MARC SINAN COMPANY / YMUSIC, Volkstheater Wien, Handmaids Berlin
MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON Orchestra della Svizzeria Italiana, Lugano
FÖRDERUNG Allianz Foundation, Thüringer Staatskanzlei